Jimdo oder WordPress?

Oder anders gefragt: mieten oder selber bauen?

Die Frage „soll ich Jimdo oder WordPress nehmen?“, höre ich ziemlich oft von meinen Kund:innen und auch in den ein­schlägigen Webdesign-Foren und in Facebook-Gruppen wird sie immer wieder gerne diskutiert.

 

Ergebnis: WordPress-Profis empfehlen natürlich ausschließlich WordPress, weil alles andere angeblich unprofessionell sei. Und Jimdo-Expert:innen empfehlen natürlich Jimdo, weil man sich damit schnell eine eigene Webseite bauen kann, die auch für Laien leicht zu bearbeiten ist und mit der kaum technischer Aufwand entsteht.


Dazu muss man wissen: WordPress-Profis kennen in den meisten Fällen keine Baukastensysteme wie Jimdo oder nur sehr oberflächlich – warum sollten sie auch? Auch der WordPress-Programmierer, mit dem ich zusammenarbeite, lehnt alles ab, was nicht mit WordPress gemacht wurde. Andererseits ist er jedes Mal erstaunt, wenn er durch mich mitbekommt, was mit Jimdo alles möglich ist.

 

Ich selbst bin seit vielen Jahren mit beiden Systemen vertraut und kann daher sagen: Ich habe WordPress-Seiten gesehen, die katastrophal aufgebaut waren. Entweder war das Design wenig ansprechend oder die Ladezeit war zu langsam. Manche sahen auf dem Smartphone seltsam aus, hatten technische Fehler, waren nicht für Suchmaschinen optimiert und das Thema Datenschutz war offensichtlich nicht berücksichtigt. Bei anderen waren die rechtlichen Texte unvollständig, falsch eingebunden oder sie fehlten sogar ganz.

 

Und genauso sind mir schon sehr schlechte Jimdo-Seiten begegnet, aber auch sehr gute!

 

Hinter einer schlechten Webseite steht meist eine Person, die sich nicht auskennt – unabhängig vom System. Das kann also auch mit einem „Profi“ passieren, der vielleicht mal Webdesign gelernt hat, der aber das jeweilige System nicht wirklich kennt oder einfach nicht mehr auf dem Stand der Zeit ist.

 

Meinen Kund:innen empfehle ich nach einem Vorgespräch das System, das am besten zu ihrem Ziel passt. Bei manchen ist es WordPress, bei anderen ist es Jimdo. Voraussetzung bei beiden Systemen ist, dass die Seite von einer Person erstellt wird, die sich nicht nur mit den aktuellen Anforderungen an eine gute Webseite, sondern auch mit dem jeweiligen System wirklich gut auskennt.

 

Hier also meine ganz persönliche Meinung zu diesem sehr kontrovers diskutierten Thema:

Webseite mit Jimdo erstellen

Du könntest so ein Baukastensystem wie Jimdo mit einer Mietwohnung vergleichen. Du kannst dir quasi aussuchen, welchen Typ Wohnung – Maisonette, Erdgeschoss oder Dachwohnung – du haben möchtest (Grunddesign auswählen), kannst darin die Wände streichen und sie ggf. mit einem schönen Bodenbelag schick machen (Design individualisieren) und dann müssen natürlich noch deine Möbel rein (Texte und Bilder einpflegen).

 

Und genau wie bei einer Mietwohnung Eigentümer oder Hausverwaltung für Dinge wie Grund­stück, Heizung, Sanitäranlagen und für die Wartungs­arbeiten zuständig sind, wird bei einem Baukasten­system der ganze Technik-Kram, also das, um was sich sonst immer die Profis kümmern müssen, vom Anbieter des Baukasten­systems übernommen. Jimdo sorgt also dafür, dass du dich nie um das Schließen von Sicherheitslücken und um Software-Updates des Baukastensystems kümmern musst. Diese Leistung ist in deinem „Mietvertrag“ (dein Vertrag mit Jimdo) enthalten.

 

Das Gute daran: Du kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren. Auf das Design und auf die Inhalte deiner Webseite. Du musst das System also weder installieren noch warten. Und das Pflegen der Inhalte ist ziemlich einfach. Das Bearbeitungstool ist so intuitiv gestaltet, dass sich die Inhalte sehr leicht ändern oder ergänzen lassen. Manche benötigen dazu noch nicht mal eine Schulung.

 

Das kann man natürlich auch einfach mal ausprobieren. Allerdings kamen einige meiner Kund:innen zu mir, weil sie genau das versucht haben (es ganz alleine zu machen) und mit dem Ergebnis dann doch ziemlich unzufrieden waren. Hier die Gründe:

  • die Webseite wirkte langweilig oder unruhig,
  • es fehlte eine gute Struktur,
  • sie waren unsicher, ob die Webseite aus rechtlicher Sicht korrekt ist,
  • sie waren unglücklich mit ihren Texten,
  • sie waren überfordert mit SEO, also mit der Suchmaschinen­opti­mierung, bzw. verstanden nicht, warum Google ihre Seite nicht findet,
  • sie verstanden nicht, warum ihre Seiten auf Social Media Plattformen wie Facebook komisch aussahen, wenn jemand sie teilte,
  • oder sie hatten nicht im Blick, wie eine Webseite befüllt werden muss, wenn die Darstellung der Texte und Bilder auch auf dem Tablet und Smartphone Sinn ergeben und gut aussehen soll.

Das Erstellen einer professionellen Webseite erfordert heutzutage wesentlich mehr, als man so glaubt – auch wenn Jimdo und andere Baukasten­systeme in der Werbung gerne etwas anderes erzählen. Gewust wie, kann man kann aber mit einem Baukasten­system wie Jimdo tatsächlich professionelle, schön gestaltete und individuelle Webseiten erstellen.

 

Jimdo Dolphin oder Jimdo Creator?

Kennt man sich mit Programmier­ung aus, kann man zusätzliche Layoutideen jenseits der Jimdo-Standards realisieren. Auch die Webseite, auf der du gerade diesen Artikel liest, ist eine Jimdo Webseite, die mit einigen „Hacks“ erweitert und umgebaut wurde.

Hierzu muss man direkt am Anfang bei der Produktauswahl den „Creator“ wählen (das System für Profis mit Coding-Funktion).

Nur der Creator generiert eine Jimdo-Webseite, die man mithilfe eben dieser Coding-Funktionen erweitern und das Design und die Funktionen der Webseite an eigene Bedürfnisse anpassen kann.

Jimdo-Produkt wählen

Wählst man aber bei der Auswahl „Modernes Webdesign ohne Programmierer“, hat man diese Option nicht. Dann landet man nämlich in einem anderen Jimdo-Produkt namens „Dolphin“ und mit Dolphin sind solche individuellen Anpassungen nicht mehr möglich.

 

Aus irgendwelchen Gründen möchte Jimdo seine Neukund:innen von Dolphin überzeugen und stellt die Produktauswahl so dar, dass ein Laie natürlich eher die vordere Option, nämlich die ohne Profi-Coding-Funktion, wählen würde.

 

Falls du also Dolphin gewählt hast, dann aber doch mehr Funktionen für deine Webseite haben möchtest, kannst du leider nicht zum Creator wechseln, denn die beiden Produkte unterscheiden sich grundsätzlich. Du musst dann also eine neue Webseite (dieses Mal mit dem anderen Produkt) starten. Manchmal ist Jimdo kulant und entlässt dich vorzeitig aus dem Dolphin-Vertrag, sodass du nicht doppelt zahlst.

 

Es gibt übrigens viele Online-Shops, die mit dem Jimdo-Creator erstellt wurden. Und zwar sehr erfolgreiche. Wenn du nicht ganz so hohe Ansprüche an die individuelle Darstellung deiner Artikel sowie an den Bestell- und Versandablauf hat, ist das also eine gute Option.

 

Egal, welches System du nimmst: Du solltest wissen, auf was bei einer Webseite zu achten ist – gestalterisch, technisch, rechtlich. Das kann dir auch das ausgefeilteste Baukastensystem nicht völlig abnehmen. Die Erfahrung mit meinen Kund:innen und die vielen ratlosen Fragen der Nutzer:innen in Hilfeforen zeigen mir, dass die meisten Laien vieles einfach nicht wissen. Nicht wissen können! Das Thema Webseite ist in den letzten 15 Jahren einfach viel zu komplex geworden.

 

Ich denke, für eine Webseite mit 10-15 Unterseiten, die keine speziellen Funktionen benötigt und pflegeleicht sein soll, ist Jimdo eine gute Wahl. Und mit professioneller Hilfe kann eine Jimdo-Webseite richtig gut und schick werden.

 

Auch der Preis ist meines Erachtens völlig ok. Zu den regel­mäßigen Kosten (zurzeit 9 Euro/Monat für den Pro-Tarif, der auch meist ausreicht) kommen – wenn überhaupt – einmalige Kosten für jemanden wie mich dazu, um deine Webseite auf ein professionelles Niveau zu heben. Und natürlich kannst du danach deine Seite selbstständig aktualisieren und musst dich nie mehr um Technik kümmern. 

 

Übrigens: Seit Mai 2018 müssen in der EU, also auch in Deutschland, die Regeln der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) umgesetzt sein. Auch hier punktet Jimdo. Jimdo hat seinen Unternehmenssitz in Hamburg und gibt sich wahrscheinlich deshalb etwas mehr Mühe, den hier geltenden Datenschutz-Anforderungen zu entsprechen. Bei den US-ameri­kanischen Baukastensystem-Anbietern ist dies meines Erachtens leider nicht gegeben. Zumindest nicht bei denen, mit denen ich gearbeitet oder die ich getestet habe (Weebly, Squarespace, Wix). Ich hoffe aber, dass diese Systeme nachgebessert werden, denn einige davon sind bezüglich ihrer Design­möglichkeiten und Funktions­vielfalt wirklich interessant.

Webseite mit WordPress erstellen

Wenn wir bei dem Vergleich von oben bleiben, bist du mit einer eigenen WordPress-Seite nicht mehr Mieter, sondern Eigentümer. Es gibt kaum Grenzen, was deine Web­seite können oder wie sie aussehen soll. Du kannst völlig frei bestimmen, was du haben möchtest. Vom Standard-Einfamilienhaus bis zur Architekten-Villa ist alles drin. Damit dein tolles „Eigenheim“ im Internet auch zu sehen ist, muss es auf einen Webserver und das bedeutet, dass du einen Hoster brauchst, der dir einen Webserver zur Verfügung stellt, auf dem das System eingerichtet und betrieben werden kann.

 

Fluch und Segen der Beliebtheit von WordPress

WordPress ist das derzeit weit­verbreitetste Open Source Content Management System (CMS).

Open Source bedeutet, dass der Programmiercode frei verfügbar und kostenlos ist. Deshalb programmieren auch viele Leute (die Community) daran herum. Sie ändern es, verbessern, erweitern und modernisieren es, ergänzen es mit Funktionen und Ergänzungen (Plug-ins) und ... schließen ständig Sicherheits­lücken, denn leider ist es so, dass die weit­ver­breitetsten Systeme auch immer die beliebtesten Angriffs­ziele der Hacker­szene sind.

 

Daher sollte man seine WordPress-Seite regelmäßig updaten und sichern, damit sie nicht Opfer eines Angriffs wird. Diese Aktualisierungen kannst du auch automatisieren, dann solltest du aber einen regelmäßigen Blick auf deine Seite werfen, denn es kann sein (passiert tatsächlich immer wieder), dass größere Updates sich mit deinem Design nicht vertragen und deine Seite plötzlich „zerschossen“ aussieht, also quasi kaputtgegangen ist. Dann muss meist ein Profi ran und das Ganze wieder hinbiegen. Aus diesem Grund solltest du dich auch um Sicherungen (Back-ups) kümmern, damit im Notfall die letzte funktionierende Version wieder eingespielt werden kann.

 

WordPress ist also ein frei verfügbares System, mit dem du, nachdem es installiert wurde, deine Webseite bauen kannst. Aber damit hast du erst mal nur das System und noch keine Webseite. Die eigentliche Webseite (Design, Inhalte) muss jetzt noch erstellt werden. Entweder mit fertigen Designvorlagen (Themes), die man installiert und anpasst oder mit deren Hilfe man sein Design wie mit einem Baukastensystem zusammenbaut, oder mit einem ganz eigenen Design, das ein Profi individuell für dich programmiert.

 

Vorteil: Dir gehören sowohl die Webseite wie auch das CMS, sodass du theoretisch damit auch woandershin (zu einem anderen Hoster) umziehen kannst, auch wenn das nach meiner Erfahrung eher selten passiert. Es ist, als hättest du eine Eigentums­wohnung auf Rädern. Aber wie gesagt: Für dieses System und dafür, dass deine Webseite läuft, bist nun eben auch du zum großen Teil selbst verantwortlich: für die sauber installierte Technik, für Sicherheits- und Software-Updates usw.

 

Was für WordPress spricht:

  • Mit WordPress erhältst du eine sehr große Auswahl an verfügbaren, modernen Designs, die zudem ständig erweitert und verbessert werden.
  • Es sind eigene (selbst programmierte) Designs möglich. Wenn der Profi, der sie programmiert, sich gut auskennt, kann das dazu führen, dass deine Seite besonders schnell ist und bleibt. Das wiederum ist gut für Google, denn schnelle Ladezeiten werden bevorzugt. Übrigens: Auch bei Jimdo kann man theoretisch ein eigenes Template program­mieren, allerdings nicht ganz so einfach und es gibt auch nicht so viele Expert:innen dafür. WordPress Program­mierer:innen gibt es dagegen wie Sand am Meer!
  • Mehrsprachigkeit kann sehr elegant umgesetzt werden.
  • Es gibt viele gute und mehrfach erprobte Plug-ins. Zum Beispiel für die Suchmaschinen­optimierung (SEO) oder für komplexere Funktionen wie Shops und Event­kalender, die bezüglich ihrer Möglich­keiten weit über das hinaus gehen, was Baukasten­systeme anbieten können. Und hat man sehr spezielle Wünsche, die bisher noch niemand aus der Community so erstellt hat, programmiert man eben selbst bzw. lässt es programmieren.
  • Du hast die komplette Kontrolle über deine Webseite. Falls sich rechtlich wieder einmal etwas ändert, kannst du selbst die Seite sehr schnell anpassen bzw. von einem Profi anpassen lassen.
    Bei einem Baukasten­system müsstest du warten, bis der Anbieter das macht. Bzgl. der DSGVO warte ich bei einigen US-amerikanischen Anbietern heute noch, dass sie ihr System vollständig anpassen... Nur Jimdo hat meines Wissens meist recht schnell reagiert.

Was gegen WordPress spricht:

  • Für Laien sind diese Anforde­rungen meist zu hoch, daher braucht man einen Profi, der zuerst das System einrichtet, die Webseite darin erstellt und im Idealfall diese Seite dann auch regel­mäßig prüft und wartet.
  • Wie auch beim Bau eines Eigenheims ist das Erstellen so einer Webseite mit wesentlich mehr Aufwand verbunden, als einfach in eine fertige Miet­wohnung zu ziehen: Das Einrichten und Aufbauen einer WordPress-Webseite, sodass sie sicher und korrekt auf allen Geräten läuft, kann je nach Anfor­derungen schon mal mehrere Wochen dauern. Die Kosten können also – auch für nicht so große Webseiten – in den 4-stelligen Bereich wandern. Und nach oben hin gibt es keine Grenze. Der Preis steigt mit den Anfor­derungen und der Kom­plexität des Systems.
  • Eine WordPress-Seite ist nicht ganz so einfach und intuitiv zu bearbeiten wie eine Jimdo-Seite. Ohne ausführliche Schulung sind Laien oft überfordert.

Wenn alles richtig gemacht wurde, hast du eine individuelle und unendlich ausbau­fähige Webseite, die an alle Even­tualitäten angepasst werden kann, denn du bist der Chef bzw. die Chefin!

WordPress oder Jimdo – das Fazit

Jimdo ist die richtige Wahl,

  • Wenn du eine ganz normale, moderne Webseite benötigst, die deine Kund:innen informieren und deine Angebote präsentieren soll (wie z. B. eine Webseite für Heilpraktiker:innen oder Coaches),
  • wenn du einen (eher einfachen) Shop mit überschaubaren Kosten aufbauen möchtest,
  • wenn du die Inhalte wie z. B. Texte und Bilder selbst bearbeiten oder aktualisieren möchtest und zwar mit einem leicht zu bedienenden System, das auch Technik-Laien nicht überfordert,
  • wenn du dich um so etwas wie Sicherheitsupdates, Webserverprobleme etc. nicht kümmern möchtest,
  • wenn du nicht zu viel Geld für deine Webseite ausgeben kannst oder möchtest.

Eine WordPress Seite ist die richtige Wahl,

  • wenn du Wert darauf legst, dass die Webseite inkl. System dir gehört.
  • wenn du keine Scheu vor Technik hast oder bereit bist, jemanden für das Einrichten und das regelmäßige Warten deiner Seite zu bezahlen,
  • wenn du auch mit einer etwas schwierigeren Oberfläche zum Bearbeiten deiner Inhalte zurechtkommst (oder wenn dir das System ganz egal ist, weil du deine Webseite sowieso nicht selbst bearbeiten möchtest),
  • wenn du mit WordPress schon gearbeitet hast und dir das System bereits vertraut ist,
  • wenn du besondere Ansprüche an Funktionen oder an das Design hast, die aus dem Üblichen herausfallen bzw. die von den gängigen Baukastensystemen nicht oder nicht so gut geliefert werden können (wie zum Beispiel Mehrsprachigkeit, Shop, Eventkalender etc.),
  • wenn du bereit bist, für diese Vorteile mehr Zeit und mehr Geld mitzubringen.


Falls du unsicher bist, welche Lösung für dich am besten ist, berate dich mit jemanden, der/die beide Systeme gut kennt und vorurteilsfrei bewerten kann. Eine professionelle und ansprechende Webseite ist meiner Meinung nach jedenfalls sowohl mit Jimdo wie auch mit WordPress machbar. Es hängt einfach davon ab, was du benötigst und welches Budget du hast.